Rubrik: Sonstiges

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Sonstiges

Halbzeit in der Dominikanerkirche

Unter der Kuppel der Dominikanerkirche steht derzeit ein 28 Meter hohes Gerüst

Halbzeit in der Dominikanerkirche

Münster - Halbzeit in der Dominikanerkirche: Seit der Profanierung des Baudenkmals am 12. November 2017 sind dort die Handwerker am Zug. Sie schaffen die Voraussetzungen, dass dort demnächst mit der Realisierung des Kunstwerks von Gerhard Richter begonnen werden kann. Bis Mitte Juni sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Das barocke Gebäude aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts wird sich den Besuchern künftig großzügiger und heller präsentieren, nachträgliche Einbauten werden die Architektur von Lambert Friedrich Corfey nicht mehr beeinträchtigen. Das gilt vor allem für die Westseite des Raums. Seit 1975 wurde diese von einer nach dem Zweiten Weltkrieg ursprünglich für das Fürstenberghaus gebauten Orgel dominiert. Orgelbauer haben die 1600 Pfeifen abgenommen und verpackt. Das Instrument wurde eingelagert und steht zum Verkauf.

Als Orgelempore diente ein Stahlträger-Gerüst, das seinerzeit an die Westwand angebaut wurde. Es wurde mittlerweile mitsamt der Metall-Wendeltreppe, die zum Orgeltisch führte, demontiert. Ebenfalls entfernt wurden die 150 grünen Holzstühle und der Altar mit seiner tonnenschweren Steinplatte, der zentral in der Kirche etwas erhöht auf einer Stufe gestanden hat. Das Kruzifix aus dem 14. Jahrhundert, das sich an der Wand hinter dem Altar befunden hat, ging wieder zurück in die Bischöfliche Sammlung.

Im ehemaligen Altarbereich haben Handwerker den Boden aufgestemmt. Dort wird exakt in der Mitte unter der Vierungskuppel eine Bodenplatte aus Grauwacke mit einem Durchmesser von 5,6 Meter verlegt. Über dieser Platte wird die 35 Kilogramm schwere Kugel des Foucaultschen Pendels an einem 29 Meter langen, dünnen Seil schwingen.

In der Vierungskuppel haben Gerüstbauer ein fast 28 Meter hohes Raumgerüst hochgezogen. Von diesem können die Handwerker jetzt ohnehin fällige Sanierungsarbeiten im Bereich der Kuppel erledigen. Ein Kunstglaser erneuert an den Fenstern schadhafte Fugen der Bleiverglasung und tauscht gerissene Scheiben aus. Unter den Fenstern werden Ablaufrinnen montiert, durch die Wasser nach außen geführt wird. Maler werden die Wände der Kuppel reinigen und streichen.

Die ursprüngliche Planung ging davon aus, dass in etwa 20 Meter Höhe in der Kuppel ein massiver Metallträger montiert werden muss, an dem das Pendel-Seil befestigt werden kann. Nun hat sich bei der Untersuchung der Kuppel gezeigt, dass eine Konstruktion möglich ist, bei der ein längeres Seil ganz oben in der Kuppel an einer von unten kaum sichtbaren Metallplatte angebracht werden kann. Diese technische Lösung ist ganz im Sinne des Künstlers.

An der Nord- und der Südwand unter der Kuppel werden vier rund 1,3 mal sechs Meter große Glastafeln jeweils paarweise so angebracht, dass der Eindruck entsteht, als würden sie vor der Wand schweben. Die Tafeln sind rückseitig emailliert. Jede zweite Tafel ist auf der Vorderseite mit einer Spiegelschicht bedampft. In den Glastafeln spiegeln sich die Bewegungen des Pendels, der Kirchenraum und die Besucher.

Voraussichtlich im Laufe des Juni wird der neue Kunstraum im Zentrum der Stadt eröffnet. Dann übergibt Gerhard Richter sein Kunstwerk an die Stadt Münster und ihre Bürgerinnen und Bürger.