Rubrik: Gesundheit, Medizin & Ernährung

Meldung von: Ute Niehoff, LFP Redaktion
Rubrik: Gesundheit, Medizin & Ernährung

Hilfe für Hunderte: Krankenversicherung schafft Anspruch auf Gesundheitsversorgung

Klar für Gesundheit: Stefanie Glaßmeier, Freddy Kika und Merle Heitkötter (v.l.). - Foto: Presseamt Münster.

Hilfe für Hunderte: Krankenversicherung schafft Anspruch auf Gesundheitsversorgung

Münster - Die Clearingstelle "Klar für Gesundheit" konnte bereits im ersten Jahr des Modellversuchs 118 Ratsuchende in eine Krankenversicherung vermitteln. "Hinter dieser Zahl verbergen sich auch noch Ehepartner und Kinder, die dann automatisch mitversichert werden konnten. Insgesamt konnten durch die Beratung also noch deutlich mehr Menschen in eine Krankenversicherung vermittelt werden. Das ist ein enormer Erfolg", so Merle Heitkötter vom städtischen Gesundheitsamt. Gemeinsame Träger des dreijährigen Projekts sind der Caritasverband für die Stadt Münster, die Gemeinnützige Gesellschaft zur Unterstützung Asylsuchender (GGUA) und das Gesundheitsamt. Gefördert wird die Clearingstelle vom NRW-Gesundheitsministerium.

Keine Krankenversicherung zu haben, das heißt beim ersten Anflug von Fieber oder Kopfschmerzen mit der Angst im Nacken zu leben, dass das die Vorboten einer persönlichen Katastrophe sein könnten. Hunderte Menschen mit nur eingeschränktem Zugang zur Gesundheitsversorgung sind davon auch in Münster betroffen. Krankheit, Schwangerschaft oder eine behandlungsbedürftige Verletzung können für sie zur Existenzbedrohung werden.

Die Clearingstelle recherchiert für die Ratsuchenden mit detektivischem Spürsinn und langem Atem: Gibt es noch Ansprüche aus dem Herkunftsland? Kann durch Klärung des Aufenthaltsstatus oder Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung ein neuer Anspruch begründet werden? Momentan läuft für mehr als 80 Menschen ein Beratungsverfahren. Der Erfolg des Projekts spricht sich herum, laufend melden sich weitere Ratsuchende.

Zwei Drittel der Ratsuchenden sind im erwerbsfähigen Alter von 25 bis 64 Jahren. Auch Kinder und Jugendliche wurden über ihre Eltern mitberaten. Gut die Hälfte der Ratsuchenden waren EU- Bürgerinnen und -Bürger, insbesondere aus Bulgarien und Rumänien. Zu jeweils rund zehn Prozent sprachen aber auch Deutsche, Papierlose, Geflüchtete und sogenannte Drittstaatsangehörige vor.

"Jeder Fall ist ein Einzelschicksal, häufig verknüpft mit dem Wohl und Wehe eines ganzen Familienverbandes", erläutert Freddy Kika von der GGUA. Stefanie Glaßmeier vom Caritasverband: "Manche Schicksale gehen einem sehr nahe, und die Ratsuchenden sind uns für die Hilfe sehr dankbar." Zum Beispiel wurde es durch die Clearingstelle möglich, dass ein 58-jähriger Mann mit der Diagnose Lungenkrebs würdevoll in einem Hospiz sterben konnte. "Ohne uns wäre er durchs System gerutscht und hätte keine palliative Schmerzbehandlung bekommen können", erinnert sich Stefanie Glaßmeier.

Trotz dieser engagierten Arbeit wird es weiterhin Menschen geben, deren Versicherungsschutz nicht oder nicht schnell genug hergestellt werden kann. Wenn diese eine Notfallbehandlung benötigen, vermittelt die Clearingstelle an die "Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung". Zur Finanzierung von dort eingeleiteten Behandlungen hat die Stadt 2017 einen Notfallfonds eingerichtet, in den sie jährlich 25 000 Euro einzahlt.

Offene Sprechstunden der Clearingstelle sind jeden Mittwoch von 15 bis 17 Uhr in der Caritas-Außenstelle, Goldstraße 30, sowie jeden Montag und Donnerstag von 9.30 bis 12.30 Uhr bei der GGUA. Im Haus der Wohnungslosenhilfe und bei der Malteser Medizin bietet die Clearingstelle ebenfalls regelmäßig Sprechstunden an. Information: Gesundheitsamt, Merle Heitkötter, Heitkoetter@stadt-muenster.de, 02 51/4 92-53 88.